Brauchtumsgruppe
Im Laufe der Jahre bildete sich eine neue Gruppierung, die großes Interesse an alter Brauchtumspflege hatte.
So nahm man sich vor, die mühsame Herstellung des Leinens von Grund auf nachzuvollziehen und auch anhand der noch vorhandenen Geräte vorzuführen.
Vom Flachs zum Leinen – unter diesem Motto wird bei vielen Anlässen mit der so genannten Flachsstraße der Werdegang veranschaulicht. In einer Bilddokumentation können die Besucher den Anbau des Flachses, den die Gruppe selbst vorgenommen hat, bis zu der Ernte verfolgen.
Ganz original kommen das Reff, die Breche, der Schwingstock, die Hechel, das Spinnrad, der Haspel, das Spulrad mit Garnhalter und zu guter Letzt sogar der ca. 100 Jahre alte Webstuhl nach Anleitung durch Hans Merle zum Einsatz. Ganz bildlich stellen wir uns einmal den Werdegang vor:
Das Reff hing in der Scheunenwand in einem eigens dafür vorgesehenen Loch. Der geerntete Flachs wurde hindurchgezogen, um den Samen zu gewinnen und die Wurzeln zu säubern. Nun brachte man die Bündel zum Wässern in einen Teich oder Bach. Etwa zwei bis drei Tage blieben sie dort, bevor sie zum Trocknen auf den Flachswiesen ausgebreitet wurden. Die eigentliche Weiterverarbeitung begann nach der Rübenernte im Spätherbst. Der getrocknete Flachs wurde gebrochen (mit der Breche). Dabei entfernte man den größten Teil der äußeren Hülse. Am Schwingstock wurden Reste abgeschabt und die nun freigelegte innere Faser an der Hechel fein gekämmt. In der Winterzeit begann man mit dem Spinnen. Der gesponnene Faden wurde auf den Haspel aufgedreht und über das Spulrad mit Garnhalter dem Weber zum Fertigstellen des Stoffes übergeben. Eine mühselige lange Arbeit war es damals – vom Flachs zum Leinen.
Das Kartoffeldämpfen – ist ein weiterer Bestandteil unserer Brauchtumspflege. Dabei werden die in der Schwalm als Hauptnahrungsmittel geltenden Erdfrüchte erst einmal gewaschen, mit Geräten von früher, und dann in großen holzgefeuerten Kesseln gesotten. Mit lecker angerichteter Matt, einer Art Frühlingsquark, kann man so eine traditionelle Schwälmer Speise genießen.
Das Seildrehen – ist ebenfalls eine Handwerksart, die es heute nicht mehr gibt. Mit einer noch intakten Maschine zeigt uns Marco Jungermann, wie man stabile Seile und Stricke für allerlei Verwendung herstellt.
Das Dreschen – mit den Dreschflegeln wird von einigen Männern des Vereines noch gut beherrscht. Selbst bei Auftritten mit vorgeführten Tänzen und Gesängen kommt diese Arbeit thematisch zum Einsatz.
So wird auch in kommender Zeit die Brauchtumspflege in unserem Verein eine große Rolle spielen. Nur so kann den heute oft stressgeplagten Generationen etwas von unseren Vorfahren vermittelt werden: die harte Arbeit für wenig Geld mit einfachen Geräten und Mitteln; und trotzdem sollte uns der Zusammenhalt der damals hart ums tägliche Brot kämpfenden Menschen ein Vorbild sein in unserer heutigen Ellenbogengesellschaft.
Ihre Ansprechpartner sind:
Marco Jungermann
06691 966664
Annchen Schlick
06691 3032